Der Gewinner des dies jährigen DGG-Buchpreises steht fest! „Mythos Orchideen. Von leidenschaftlichen Sammlern, fernen Ländern und besonderen Sorten“ von der Autorin Cathérine Vadon (übersetzt von Claudia Arlinghaus) erschien 2015 im Callwey Verlag und ist ein absolutes Muss für jeden Orchideen-Fan oder für welche die es werden wollen!
Mythos Orchideen – von leidenschaftlichen Sammlern, fernen Ländern und besonderen Sorten.
978-3-7667-2172-3 /Â www.callwey.de
Heute findet man im Supermarkt um die Ecke unter den Aktionsangeboten hin und wieder Orchideen und wenn man ihnen ein Minimum an Pflege zukommen lässt, blühen sie Jahr für Jahr aufs Neue. Dass das so funktioniert, verdanken wir der Züchtung und wäre vor rund einhundert Jahren undenkbar gewesen. Orchideen standen damals für Exotik und Exklusivität, ihre Kultur galt als schwierig und für seltene Pflanzen wurden so hohe Preise erzielt, dass nur sehr Wohlhabende mithalten konnten.
Das Buch beleuchtet vor allem die Geschichte der Entdeckung und des Sammelns von Orchideen vom Ende des 18. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Ungenügendes Wissen zur Kultur von Orchideen führte vor allem in der ersten Hälfte des 18. Jahrhundert dazu, dass nur wenige der importierten Pflanzen überlebten. Demgegenüber stand ein wachsendes Interesse an diesen exotischen Pflanzen, was zu ähnlichen Verhältnissen wie während der Tulpomanie in Holland führte.
Cathérine Vadon hat für das Buch eine große Menge historischer Belege erschlossen. Sie schildert eindrücklich, wie vor allem Importeure in England, Belgien und Frankreich mit Hilfe von Pflanzenjägern versuchten, immer mehr und immer neue Orchideen nach Europa zu bringen.
Die Beschreibungen der Expeditionen der Pflanzenjäger stehen in weiten Teilen der Abenteuerliteratur nicht nach. Es war nicht nur das Vordringen in meist unbekannte Gebiete, auch die Lebensmittelversorgung, die Gefährdung durch Krankheiten und Parasiten, das Angewiesensein auf örtliche Helfer und die fehlenden Kommunikationsverbindungen waren allgegenwärtige Probleme.
Nicht zuletzt brauchten die Sammler auch das Einverständnis der Stammeshäuptlinge. Manche Orchideen wurden gegen Kupferdraht und manche gegen leere Bierflaschen eingetauscht. Manchmal ging es aber auch um das Leben, wie bei einem jungen Pflanzenjäger namens Boville, der in Unkenntnis in Sierra Leone eine kleine, aber den Einheimischen als heilig geltende Orchidee gesammelt hatte und die Strafe der Voodoo-Priester nur knapp überlebte.
Die Importeure in Europa erhofften sich durch die Orchideen guten Profit. Dabei muss man zur Kenntnis nehmen, dass von den Millionen gesammelter Orchideen nur ein kleiner Bruchteil lebend in Europa ankam. Cathérine Vadon beschreibt die vielen Risiken eingehend. Schon der Transport vom Fundort zum Hafen glückte häufig nicht. Man wusste nur wenig über das geeignete Verpacken und zum Teil dauerte auch die Schiffsreise zu lang. Und letztlich gelang es nicht immer, die wenigen Exemplare, die das alles überstanden hatten, erfolgreich in Europa zu kultivieren. Dass dazu an den Sammelorten die übriggebliebenen Bestände in manchen Fällen noch vernichtet wurden, damit sie anderen nicht in die Hände fallen konnten, ist ein besonders dunkles Kapitel dieses Raubbaus.
In Europa dagegen kam es zeitweise zu einer ausgesprochenen Orchideenmode. Eine seltene Orchidee zu besitzen, versinnbildlichte Reichtum und sozialen Stand. Die Damen und auch die Herren schmückten sich auf Bällen mit Orchideen. Für die Sammlungen wurden zum Teil enorm große Gewächshäuser gebaut und ein einzelnes, seltenes Exemplar konnte das Vielfache des Jahreslohnes eines Handwerkers kosten.
Die einzelnen Kapitel des Buches sind hervorragend illustriert. Neben zeitgenössischen Zeichnungen und Fotos von Orchideen, Sammlern und aus den Herkunftsgebieten, die die Zeit lebendig werden lassen, stehen aktuelle Fotos in bestechender Qualität. Man muss deshalb nicht unbedingt immer im Buch lesen. Auch das Blättern und Betrachten der Bilder ist ein hoher Genuss.
Das Abschlusskapitel verweist auf die gegenwärtig bedeutendsten Orchideensammlungen der Welt. In Europa stehen vor allem die Sammlungen in Frankreich und Großbritannien im Vordergrund, weitere bedeutende befinden sich in Nord- und Südamerika, Asien und Australien. Wenn man bei den vorangegangenen Kapiteln über rund 200 Jahre dauernden Raubbau an den Orchideen manchmal nahezu schockiert sein kann, dann enthält dieses letzte Kapitel wieder Versöhnliches, da diese Sammlungen heute mithelfen, die unermessliche Vielfalt zu bewahren. Und für den Orchideenliebhaber sind zumindest die europäischen Sammlungen auch eine Reiseempfehlung. (IH)
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