Zum Entwurf der Bioökonomiestrategie nehmen wir wie folgt Stellung:
1. Grundsätzlich ist zu begrüßen, dass nach den bisher vorliegenden beiden Strategien der Bundesregierung, der Forschungsstrategie Bioökonomie aus dem Jahr 2010 und der Politikstrategie Bioökonomie aus dem Jahr 2013, nun eine einheitliche Strategie entwickelt wird, die in Fortführung der Erfahrungen und der Beratung durch den Bioökonomierat einheitlich und eindeutig in die Zukunft führen soll.
2. Zu begrüßen ist ebenfalls die klare Orientierung der neuen Strategie an den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen, denn nur in Kongruenz mit diesen Zielen kann eine Strategie der Bioökonomie erfolgreich Umsetzung finden, ohne erneut Fehlentwicklungen zu provozieren, wie sie beispielsweise durch die Politik zu erneuerbaren Energien im Bereich der Biogas-Anlagen auf Basis eines ausgedehnten Maisanbaus zu beobachten sind.
3. Zu begrüßen ist weiterhin die Orientierung auf den Klimaschutz, eine der größten gesellschaftlichen Fragen derzeit.
4.Landwirtschaft und Agrarwissenschaften werden ihrer Bedeutung gemäß angesprochen, wobei aber der Fokus zu stark auf der Erzeugung von Biomasse liegt. Es geht hier nicht nur um Masse, es geht vielmehr, speziell bei der Erzeugung von Nahrungsmitteln und Futtermitteln, aber auch bei der Erzeugung von Rohstoffen für die pharmazeutische und chemische Industrie, um Qualität, und zwar sowohl Produktqualität als auch Produktionsqualität mit Blick auf Nachhaltigkeit. Dies gilt mit besonderer Stringenz für den Gartenbau (Obstbau, Gemüsebau, Zierpflanzen- und Ziergehölzproduktion, gärtnerische Landschaftsgestaltung, Heil- und Gewürzpflanzen, etc.). Daraus folgt, dass die Förderung von Forschung, Entwicklung und Innovation hier eine besondere Aufgabe haben sollte.
5.Leider werden zwei bedeutende Bereiche der Bioökonomie der Zukunft, der Produktionsgartenbau und der Dienstleistungsgartenbau in Verbindung mit öffentlichem und urbanem Grün, nicht hinreichend angesprochen, obwohl deren Handeln enorme Verknüpfungen zu Nachhaltigkeit und zum Klimaschutz aufweist. Urbanes Grün und Dienstleistungsgartenbau sind nicht gleichzusetzen mit Landwirtschaft und dienen nicht der Erzeugung biogener Rohstoffe. Systeme des urbanen Grüns, seien es Parkanlagen, Alleen, Haus- und Kleingärten oder Sport- und Grünflächen sind aber unter vielen anderen positiven Effekten maßgeblich daran beteiligt, - negative Folgen der Urbanität auf regionales oder urbanes Klima und die Gesundheit  der Menschen durch biogene Strukturen und Produkte zu mitigieren,- sie bilden eine biogene Basis für das Wohlergehen der Bewohner urbaner Ballungszentren, - sie bilden mit ihren biogenen Produkten und Strukturen äußerst wichtige ökologische Vernetzungsstrukturen für die Biodiversität, speziell bei Insekten- und Vogelarten, und sind daher wichtiger Bestandteil von Ökosystemdienstleistungen. - Ein Blick auf das Angebot der einschlägigen Wirtschaftsunternehmen (Baumärkte, Gartenmärkte, Landschaftsbaubetriebe, Gärtnereien) zeigt auch die ökonomische Bedeutung dieser biobasierten Produkte, die kulturelle Bedeutung der Grünstrukturen steht außer Frage.Eine besondere Herausforderung wird auch sein, den Dienstleistungsgartenbau in Verbindung mit dem öffentlichen und privaten urbanen Grün, der in der Wertschöpfung den Produktionsgartenbau deutlich überholt hat, in biobasierte Prozesse und Produktverwendungen zu integrieren. Förderungsprogramme für Forschung in Innovationen in der Bioökonomie dürfen deshalb diesen bedeutenden Bereich nicht aussparen.
6. Zu begrüßen ist die Positionierung der Bundesregierung auf eine Verknüpfung der Bioökonomie mit der Innovationspolitik in Deutschland. Das beinhaltet aber auch, dass sich die Förderung nicht nur auf Forschung beziehen darf, sondern dass ganz besonders auch innovative Entwicklungen durch spezielle Programme gefördert werden müssen.
7. In den Handlungsfeldern fehlen leider klare Aussagen zur Gestaltung rechtlicher und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen, um biobasierten Produkten und Verfahren eine relative Vorzüglichkeit gegenüber anderen Produkten und Verfahren zukommen zu lassen. Hier reichen eine Sensibilisierung der Verbraucher oder ein gesellschaftlicher Dialog allein nicht aus, um einen Wechsel der Produktsysteme herbeizuführen.
8. Die Bedeutung der Forschung und der Forschungsförderung als Triebfeder der bioökonomischen Entwicklung wird mit Recht stark herausgestellt, Forschungsthemen für die Bioökonomie werden breit adressiert.
Leider wird aber mehrfach beengt auf biologisches Wissen und biologische Ressourcen abgehoben, ohne die anderen unabdingbar notwendigen naturwissenschaftlichen Disziplinen entsprechend anzusprechen und einzubeziehen. Biologisches Wissen allein reicht beispielsweise für die notwendigen innovativen Entwicklungen im Gartenbau als wichtigen Teil der Bioökonomie nicht aus, hier benötigt man gärtnerisches Wissen und gärtnerische Erfahrung.
9.Positiv ist die Betonung der interdisziplinären Zusammenarbeit in der Forschung, wobei hier die Ingenieurswissenschaften, deren Aufgabe es sein wird, Ergebnisse und Daten aus der Forschung aufzugreifen und in praktikable und innovative Entwicklungen und Lösungen umzusetzen, nicht gemäß ihrer realen Bedeutung innerhalb einer solchen Strategie benannt sind. Diese sind unbedingt auch in Förderprogramm zu integrieren.
10. Positiv ist, dass die Bedeutung der Digitalisierung hervorgehoben wird, sie wird aber alle Forschungs- wie auch Entwicklungsbereiche durchdringen müssen und kann nicht für sich allein als „Disziplin“ im Rahmen einer Strategie stehen bleiben. Die Förderung der Forschung muss aber diesen Komplex mitdenken.
11. Positiv ist, dass in der Strategie erkannt wurde, die Gesellschaft in ihren vielen Facetten besser einzubinden und Forschung zum notwendigen gesellschaftlichen Wandel zu unterstützen.ÂÂÂÂÂ Leider wird in der Strategie nur unzureichend angesprochen, wie man die junge Generation durch Ausbildung in Schulen (Lehrpläne) und in den beruflichen Ausbildungen, nicht nur an Hochschulen, sondern gerade auch an Fachschulen und im Handwerk klar an die Ziele und Inhalte dieser wichtigen Strategie heranführen will.
12. Positiv ist der Wille zu einer verbesserten Vernetzung diverser Akteure, sei es zwischen Einrichtungen von Bund und Ländern, sei es zwischen den verschiedenen Stakeholdern. Hier sollte ein interdisziplinäres Forum gebildet werden, in dem sich die Akteure abstimmen und austauschen können. Das gilt im Grundsatz auch für die internationale Kooperation.
Deutsche Gartenbaugesellschaft 1822 e.V., 18.07.2019
1. Zu begrüßen ist die Positionierung der Bundesregierung auf eine Verknüpfung der Bioökonomie mit der Innovationspolitik in Deutschland. Das beinhaltet aber auch, dass sich die Förderung nicht nur auf Forschung beziehen darf, sondern dass ganz besonders auch innovative Entwicklungen durch spezielle Programme gefördert werden müssen.
Das Gartenwetter für Freizeitgärtner
Eine Kooperation des Deutschen Wetterdienstes und der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft 1822 e.V.
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